Das letzte Kapitel ist überschrieben mit “Die Wahrheit und die Kunst“.  

Von der Schönheit gelangt Martin Heidegger dazu:

“Das Ins-Werk-Setzen der Wahrheit bestimmen wir jedoch als das Wesen der Kunst.“ (S.62)

... und er bedenkt zunächst – “Die großen Künstler schätzen das handwerkliche Können am höchsten.“ (S.64)

“ ..., daß die Griechen, die von Werken der Kunst einiges verstanden, dasselbe Wort tcnh für Handwerk und Kunst gebrauchen und den Handwerker und den Künstler dem selben Namen tεcnίthσ benennen.“ (S.65)

“ ...; denn tcnh [:technä] bedeutet weder Handwerk noch Kunst und vollends nicht das Technische im heutigen Sinne, meint überhaupt niemals eine Art von praktischer Leistung.

   Das Wort tcnh nennt vielmehr eine Weise des Wissens. Wissen heißt: gesehen haben, in dem weiten Sinne von sehen, der besagt: vernehmen des Anwesenden als eines solchen. Das Wesen des Wissens beruht für das griechische Denken in der ὰlήJeia, d. h. in der Entbergung des Seienden. ...

 “ ...; tcnh bedeutet nie die Tätigkeit eines Machens.“ (S.65)

Das Tun der Kunst ist zwar mit einem erlernbaren handwerklichem Können verbunden, aber von Anfang an, hier geht es wieder um den Ursprung, zeigt das Wesen der tcnh sich in der Kunst.

In der Chinesischen Malerei ist dies als ein Notwendiges, als das ‘Ch‘i‘ eines Kunstwerkes verlangt, als der “Lebensodem“1) der im Geschaffenen anwesend sein muß.   

Im Ursprung ist es ein sich nur im Tun ereignendes Wesensmerkmal der Wahrheit und nicht ein bloßes malerisches Abbilden der Schönheit was Wirklichkeit ist, vielmehr wird und ist es ein Gegebenes, sich selbst erst im Tun offenbarendes Anwesen-Sein der Kunst, das nicht ein erzwungenes Hinzukommen ist, ein Ästhetisches, als der bloße Schöne-Schein und das nur Gut-Sein.

Der Künstler als ein tecnίths [:technitäs] schafft der Kunst die Möglichkeit zu sein und nicht umgekehrt und nicht verdreht indem der Künstler nur tut, ‘als ob es so wäre‘ !

Davon ist heute die Kunstwelt und der Kunstmarkt aber voll, übervoll mit Gutachten und Gemachtem gefüllt und immer voll von neuen Ideen, wie es wohl so sei und ... so könnte es sein ...was wäre wenn; es bleibt ein Suchen, im besten Fall das Werken eines Suchenden der sich bemüht.

Das Ch’i zeigt sich selbst ... ebenso wie die Wahrheit ist. ... hier sei nochmals erinnert an die Bauernschuhe des Vincent van Gogh und deren Wirken bis heute: es ist ein Zulassen-Können und nicht das Erlernen einer Virtuosität und eines bloßen Nachahmens.

“Eine wesentliche Weise, wie die Wahrheit sich in dem durch sie eröffneten Seienden einrichtet, ist das Sich-ins-Werk-setzen der Wahrheit.“ (S.68)

Eine wesentliche Weise der Kunst, wie die Kunst sich in den durch sie eröffneten Seienden einrichtet, ist das ‘Zulassen‘ des Sich-ins-Werk-setzen der Wahrheit, ...  für das Bildnis einer Landschaft muß zudem die Erde als Landschaft den Menschen zulassen ( ... wie der Mensch den Menschen beim Bildnis eines Menschen), soll es nicht ein bloßes bildnerisches Abbilden bleiben (siehe hierzu Shi-T’ao und auch  van Gogh).

Zur Wahrheit gehört eine der Menschenwelt grundeigene Weise, ...“wie Wahrheit west, ist die staatgründende Tat.“ (S.69) ... zu diesem Satz des Martin Heidegger, eine kurze Erläuterung, eine Abschweifung ins Weltliche ...

                                                                                                                                        

 

 

 

 

 

Wesen auch das Wesen der Menschen ist Erinnerung

 

 

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1) V. Contag S.16; Die Beiden Steine, 1950,  S.16:  “Man findet in dem 1716 herausgegebenem philologischen Wörterbuch K’ang Hsi Tzŭ Tien für CH’I: „Atmen“ ... Diese Definitionen für Ch’i lassen im Deutschen wohl eine Wiedergabe mit „Lebensodem“ zu, weil auch bei uns die Vorstellung von Atem und Ursprung des Lebens beim Hören dieses Wortes lebendig wird.“ ...denn  S.30 “ T’ang Chih-ch’i (geb.1565) über  die vier Zeichen Ch’i Yün Shêng Tung: “Denn der Lebensodem findet sich in der Pinselführung, bei der Tusch- und Farbgebung, bei allem kann man von Lebensodem sprechen.   Außerdem findet sich der Lebensodem in der Zeugungskraft, in der Tastkraft und im Bewegungsimpuls. ... “

 

 

 

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